Die Welt des Magnetfischens
Von der Antike zum modernen Hobby: Die Geschichte des Magnetfischens
Die Faszination des Magnetismus ist alt. Legenden erzählen vom Hirten Magnes, dessen eisenbeschlagene Ausrüstung an einem Stein haften blieb. Frühe chinesische Quellen beschrieben das Phänomen als "liebender Stein" und nutzten es für die ersten Kompasse.
Während Forscher wie Pierre de Maricourt im Jahr 1269 die wissenschaftlichen Grundlagen ergründeten , ist das Magnetfischen als Hobby eine junge Erscheinung, die erst um 2015 an Popularität gewann. Entscheidend dafür war die Entwicklung starker und erschwinglicher Neodym-Magnete. Diese Legierung aus Neodym, Eisen und Bor (NdFeB) ermöglichte kompakte Magnete mit enormer Haftkraft.
Soziale Medien wie YouTube trugen ebenfalls zur Verbreitung bei. Videos von spektakulären Funden schufen eine globale Gemeinschaft von Schatzsuchern und Umweltschützern und machten das Hobby weithin bekannt.
Die Ausrüstung des Anglers: Ein Leitfaden
Erfolgreiches und sicheres Magnetfischen beginnt mit der richtigen Ausrüstung.
Das Herzstück: Der Magnet
* Neodym-Kraft: Moderne Bergemagnete bestehen aus der Legierung Neodym-Eisen-Bor (NdFeB) und bieten eine enorme Haftkraft bei geringer Größe.
* Haftkraft verstehen: Die angegebene Haftkraft (z.B. 600 kg) wird unter idealen Bedingungen gemessen. In der Praxis reduzieren Schlamm, Rost und unebene Oberflächen diese Kraft erheblich.
* Die richtige Stärke:
* Einsteiger: Eine Haftkraft zwischen 100 kg und 250 kg ist ideal. Ein zu starker Magnet kann gefährlich sein und an schweren Objekten wie Brückenträgern hängen bleiben.
* Fortgeschrittene: Erfahrene Nutzer verwenden Magnete mit 400 kg, 600 kg oder mehr.
* Typen von Magneten:
* Einseitige Magnete: Bündeln ihre Kraft auf einer Seite, ideal für das Angeln von Brücken oder Stegen.
* Zweiseitige Magnete: Haben zwei magnetische Flächen und eignen sich gut für das Auswerfen vom Ufer.
* 360°-Allround-Magnete: Sind rundum magnetisch und maximieren die Fangchance.
* Blockmagnete: Extrem starke Magnete für spezielle Bergungsaktionen.
Das Seil
Ein gutes Seil ist die Verbindung zum Fund und die Versicherung gegen den Verlust des Magneten.
* Material: Seile aus Polypropylen (PP) sind ideal, da sie robust sind und sich nicht mit Wasser vollsaugen.
* Länge und Durchmesser: 15 bis 20 Meter Länge und 7 bis 12 mm Durchmesser sind ein guter Standard. Die Reißfestigkeit sollte die Haftkraft des Magneten übersteigen.
* Knoten: Der Palomar-Knoten oder der Achterknoten sind bewährt und sicher. Eine vernähte Schlaufe mit Karabiner bietet maximale Sicherheit.
Schutzausrüstung
* Handschuhe: Absolut notwendig zum Schutz vor scharfkantigem Metall und Verletzungen. Schnittfeste Sicherheitshandschuhe sind optimal.
* Transportbox: Eine robuste Box schützt vor dem unkontrollierten Haften des Magneten am Auto oder anderen Metallgegenständen.
* Kleidung: Wasserfeste Kleidung oder Gummistiefel sind praktisch.
Optionales Zubehör
* Enterhaken (Grappling Hook): Hilft bei der Bergung großer oder unmagnetischer Objekte wie Fahrräder.
* Eimer: Zum Transport und zur Entsorgung von Schrott.
* Metallkleber (Schraubensicherung): Verhindert das Lösen der Ösenschraube am Magneten.
Die Technik: Tipps für Erfolg und Sicherheit
Die richtige Technik ist entscheidend.
Den richtigen Ort finden
* Orte mit hoher Frequenz: Brücken, Piers, Bootsanleger und städtische Kanäle sind vielversprechend.
* Historische Recherche: Alte Landkarten können die Lage ehemaliger Brücken oder Furten aufzeigen.
* Geländebeurteilung: Ein felsiger Grund birgt die Gefahr, dass der Magnet sich verkeilt.
Wurf- und Einholtechniken
* Der Wurf: Ein sanfter Unterhandwurf ist üblich. Sicherheitswarnung: Das Seil niemals am Körper befestigen! Sichern Sie es stattdessen an einem festen Objekt wie einem Geländer.
* Das Einholen: Ziehen Sie das Seil langsam und gleichmäßig ein. Ein "Klicken" oder eine Gewichtszunahme signalisiert einen Fund.
Umgang mit einem feststeckenden Magneten
Wenn der Magnet an einem Hindernis haftet, hilft die Physik. Die seitliche Verschiebekraft (Scherkraft) beträgt nur etwa 15 % der direkten Haftkraft. Versuchen Sie, den Magneten durch seitliches Ziehen aus verschiedenen Winkeln zu lösen, anstatt frontal zu ziehen.
Pflege nach der Jagd
* Ausrüstung reinigen: Reinigen und trocknen Sie Magnet und Seil nach jedem Einsatz.
* Angelplatz säubern: Ein verantwortungsvoller Magnetangler entsorgt allen geborgenen Schrott fachgerecht.
Der Fang: Eine Galerie der Funde
Die Palette der Funde ist riesig und reicht von Alltagsschrott bis zu historischen Artefakten.
Kategorie 1: Alltagsschrott
Die häufigsten Funde. Ihre Bergung ist ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz.
* Beispiele: Fahrräder, Einkaufswagen, Werkzeuge, Schlüssel, Schrauben, Nägel.
Kategorie 2: Kuriositäten & Wertvolles
Diese Funde sorgen für den besonderen Nervenkitzel.
* Beispiele: Tresore und Geldkassetten (meist leer) , magnetische Münzen , Schmuck , Laptops, Kameras.
Kategorie 3: Historische Funde
Objekte, die eine Verbindung zur Vergangenheit herstellen. Wichtiger Hinweis: Diese Funde unterliegen dem Denkmalschutz und müssen gemeldet werden!
* Beispiele: Kanonenkugeln , Relikte aus den Weltkriegen wie Helme, Orden, Bajonette , Musketenkugeln oder Teile von Chiffriermaschinen.
Kategorie 4: Gefährliche Funde (Waffen & Munition)
Diese Kategorie erfordert absolute Vorsicht.
* Beispiele: Pistolen, Gewehre, Handgranaten oder Artilleriegeschosse.
* Verhaltensregel: Bei einem solchen Fund gilt: 1. Magnet mit Fund im Wasser lassen oder vorsichtig ablegen. 2. Abstand halten. 3. Sofort die Polizei (110) informieren. Berühren Sie den Gegenstand unter keinen Umständen!.
Rechtliche Rahmenbedingungen in Deutschland
Die rechtliche Situation des Magnetfischens in Deutschland ist komplex. Unwissenheit schützt nicht vor Strafen. Diese Sektion bietet einen Überblick, ersetzt aber keine Rechtsberatung.
Warum ist es kompliziert?
Magnetfischen berührt verschiedene Rechtsgebiete: Wasserrecht, Denkmalschutzrecht, Fundrecht, Waffenrecht und Naturschutzrecht.
Zentrale rechtliche Prinzipien
* Genehmigungspflicht: In den meisten Bundesländern ist Magnetfischen eine "genehmigungspflichtige Sondernutzung". Das Angeln ohne Erlaubnis kann mit hohen Bußgeldern geahndet werden.
* Denkmalschutz: Die gezielte Suche nach Bodendenkmälern ist genehmigungspflichtig. Verstöße können mit Bußgeldern bis zu 500.000 Euro bestraft werden.
* Schatzregal: Historisch bedeutsame Funde werden mit ihrer Entdeckung Eigentum des jeweiligen Bundeslandes und müssen gemeldet werden.
* Umgang mit Funden:
* Schrott: Muss ordnungsgemäß entsorgt werden.
* Waffen & Munition: Sofortige Meldung an die Polizei (110).
* Diebesgut (z.B. Tresore): Meldung an die Polizei.